Energie vs. Spartak

Ein Steigerungslauf zum Sieg

23. April 2023

Die Energie gewinnt eine umkämpfte Partie gegen Spartak mit 3:2 und setzt ihrer Niederlagenserie zum Rückrundenauftakt ein Ende.  

Von Tobias Bär, #23

Beim Wankdorf-Stadion prallten am Sonntag wieder einmal Welten aufeinander. Während die Alternativliga-Kicker von Bitzius mit verquollenen Augen und Glimmstängeln zwischen den Lippen dem wunderbar unebenen Geläuf der Allmend zustrebten, stieg vor ihren Augen ein talentierter Offensivspieler der gegenwärtig besten Schweizer Fussballmanschaft in seinen Dienstwagen. Der Blick auf die himmelschreiende Garderobe und die Frisur dieses Profitschutters liess manch einen gestandenen Bitzianer denken: Thank god ist dieser Ballsport für mich nicht mehr als eine hübsche kleine Freizeitbeschäftigung… 

An April-Sonntagen wie diesem gibt es halt dann aber doch wenig Wichtigeres als Bitzius. Es war das Spiel 1 nach der Machtübernahme der Nicht-Berner. Die Energie wird nun von Anhängern der chaotischen Sittener, der nicht minder chaotischen Basler, der Zufallsmeister aus Züri sowie der ungestümen Kartensammler aus der Ostschweiz geführt. Auf den neu gewählten Präsidenten und Sturmtank Gänger, der sich mit seinen täglichen verbalen Einwürfen offenbar kräftemässig übernommen hatte, musste die Energie zwar verzichten. Ansonsten versammelte sich aber eine schlagkräftige Truppe auf Feld 2, medial gekonnt in Szene gesetzt von VJ Römu Spahr, der sein eh schon breites Repertoire auf die Rückrunde hin um Liveinterviews vom Spielfeldrand erweitert hat. Kurz vor Anpfiff stiess dann auch noch Pipic dazu, der sich in der Anspielzeit vertan hatte. Co-Trainer Vali verzichtete auf eine disziplinarische Massnahme. Der Mann hat offenbar von Ted Lasso gelernt, wie sensible Fussballerseelen zu streicheln sind.      

Wie die fiktiven Kicker des AFC Richmond hatten auch die Bitzianer sofort einen Tiefschlag wegzustecken: Keine fünf Minuten waren gespielt, da liess sich die anfangs indisponierte Innenverteidigung ein erstes Mal überlaufen und Spartak lag in Führung. Langzeitfolgen des Besuchs in der Kulti Wetzikon, der dem Gleichgewichtssinn nicht eben zuträglich war, mögen hier noch eine Rolle gespielt haben. Die Negativserie von bereits vier Niederlagen in Folge schien jedenfalls eine Fortsetzung zu finden. Doch es geschah Erfreuliches: Die Energie liess die Köpfe nicht hängen, vielmehr kämpfte sie sich mit Vehemenz in dieses Spiel hinein. Mit jeder eingesprungenen Grätsche von Eichin, mit jedem gewonnen Einwurf, mit jedem Eckball stieg die Zuversicht – bis der vom GZO Spital Wetzikon hübsch wiederhergestellte R. Spahr den Ball noch vor dem Pausenpfiff zum hochverdienten Ausgleich über die Linie drückte.

Auf der Allmend und an den mobilen Geräten im Lazarett und in Südostasien (oder wo sich Weltenbummler Aeppli halt grad aufhält) rieb man sich die Augen. Nach Wiederanpfiff kam die Anhängerschaft dann aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Angriffe von Bitzius rollten in immer kürzeren Abständen auf das gegnerische Tor zu und bei Ballbesitz Spartak waren tatsächlich Spuren des von Vali gepredigten Offensivpressings zu entdecken. Und für einmal konnte die Energie den grossen Aufwand auch in Tore ummünzen. Zunächst veredelte Bühler einen magistralen Querpass von F. Spahr. Und dann schob Pipic nach einer vorzüglichen Einzelleistung von Barth gekonnt zum 3:1 ein. Der Anschlusstreffer per Elfmeter brachte die Bitzianer nicht mehr ins Schwimmen – zu kompakt stand die Abwehr vor Torwart Rigassi, der jene Sicherheit ausstrahlte, die unserem Nationaltorhüter derzeit abgeht.

Diese süsse Genugtuung nach einem Sieg – lange, zu lange hatten sie bei der Energie nicht mehr davon gekostet. Was die drei Punkte wert sind, zeigt sich in zwei Wochen nach dem nächsten Spiel gegen 5ème Etage. Für Pipic: Besammlung 14 Uhr, Anpfiff 15 Uhr.

Allez Energie!


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