Derzeit unbezwingbar
24. August 2020
Nach einer überzeugenden ersten Halbzeit rettet die Energie den Cup-Sieg über die AC Diva knapp über die Zeit. Gänger trifft, wie er will. Und Bühler sucht sich ein neues Opfer.
Von Tobias Bär, #23
Es ist wohl nicht vermessen zu behaupten, dass Co-Trainer Bühler am Ende der Saison einen fünften Platz dem Meistertitel vorziehen würde, wenn er dafür in der internen Torschützenliste vor Gänger steht. Dem Vernehmen nach lockte er seinen Stürmer in der Nacht vor dem Spiel zu später Stunde genau deshalb noch in eine einschlägige Spelunke am Kornhausplatz – wohl wissend, dass Gänger solche Aufforderungen nur sehr selten ausschlägt. Um seinen formstarken Konkurrenten auszubremsen, nimmt der rekonvaleszente Bühler eine Schwächung des Teams in Kauf.
Nur: Es blieb beim Versuch. Auf seinen Hattrick gegen Galgenfeld liess Gänger bereits in Halbzeit eins des Cup-Schlagers gegen die AC Diva eine Doublette folgen. Insbesondere mit Gautschy, der einen Eckball Gängers zum zwischenzeitlichen 2:0 über die Linie drückte, harmonierte der Wiederauferstandene prächtig.
Überhaupt passte bei der Energie in den ersten 45 Minuten Vieles zusammen. Mit dem Selbstvertrauen aus dem Kantersieg in der ersten Meisterschaftsrunde liess sie Ball und Gegner laufen. Die Abwehr stand einigermassen sicher und Torwart Ledermann (!) griff sich die wenigen Bälle, die auf ihn zuflogen, als sei der Kasten sein natürliches Habitat. Es war ein äusserst fokussierter Auftritt gegen die Diven, an denen man bei früheren Cup-Austragungen auch schon gescheitert war.
In Halbzeit zwei zeigte die AC dann, weshalb. Angriff um Angriff rollte auf die Bitzius-Abwehr zu, die sich mehr schlecht als recht zu behaupten wusste. Es wollte kaum mehr ein Angriff über mehrere Stationen gelingen, vielmehr wurde der Ball planlos weggeschlagen. Nun machte sich das schmale Kader der Energie bemerkbar. Spätestens als sich Kleiner nach aufopferungsvollem Kampf eine Viertelstunde vor Schluss mit letzter Kraft und den Worten «I cha nüm» über die Seitenlinie schleppte (und Zuschauer Rykart unverzüglich an den Bierstand beorderte) war klar: Das werden lange Minuten.
Prompt fiel fünf Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer. Eine paar heikle Situationen und zwei Fast-Eigentore später war es dann vollbracht. Für Jubelarien fehlte die Kraft. Diese kehrte erst zurück, als man sich bei Bilal mit Getränken und bei den chilenischen Virenschleudern mit Fressalien eingedeckt hatte. Offenbar fühlen sich die Bitzianer nach überstandener Quarantäne und zwei Siegen zum Saisonauftakt auch im Duell gegen das Virus unbezwingbar.
Nachdem ihm bewusst geworden war, dass es für ihn im Kampf um die Torjäger-Krone heuer schwierig werden dürfte, besann sich Bühler augenblicklich auf seine Trainerrolle. Er zog haarsträubende Parallelen zu Hansi Flick: Dieser sei inzwischen aus dem Schatten von Jogi Löw getreten und beim Bitzius-Trainergespann sei eine ganz ähnliche Dynamik zu beobachten – ja es stelle sich sogar die Frage, ob sich der weiterhin in Griechenland befindliche Heimlicher nicht als entbehrlich entpuppt habe. Wir raten dem Angeschossenen, sich an Gänger zu orientieren – und die Antwort auf dem Platz zu geben.
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