Energie vs. 5ème

Alles läuft gegen die Energie

18. Oktober 2018

Diese Niederlage hat sich Energie Bitzius selbst zuzuschreiben: Unorganisiert, unfähig, unsolidarisch – ja schlicht dumm – verlor das Team gegen 5ème Étage 1:2. Sollte die seit Jahren akut abstiegsgefährdete Energie in der laufenden Saison die Relegation nicht verhindern können, wird man sich wehmütig an die an diesem Dienstagabend im Oktober verpasste Chance erinnern.

Von Dennis Bühler, #20

Eigentlich war schon vor Spielbeginn absehbar, in welches Fiasko der Abend für die Mannen von Energie Bitzius münden würde. Zehn Minuten vor Anpfiff erst trafen die letzten Spieler auf dem Schönbühler Grün ein; die Mannschaft von 5ème Étage war zu diesem Zeitpunkt längst vollzählig, aufgewärmt und in bester Spiellaune.

Die meisten Spieler der Energie hingegen berührten vor Spielbeginn keinen einzigen Ball. Stattdessen waren sie damit beschäftigt, sich gegenseitig kennenzulernen respektive sich wenigstens einige Namen einzuprägen. Nicht weniger als sieben externe Kräfte waren aufgetaucht – teilweise unangekündigt, ohne Absprache mit dem Trainerteam. Wie Teammitglieder auf die Idee kamen, in Eigenregie Aushilfspieler aufzubieten, ohne die Verantwortlichen darüber zu informieren, erschliesst sich dem Schreibenden nicht. Jedenfalls: Spielertrainer Kleiner, aus beruflichen Gründen selbst erst sehr spät auf dem Platz, bot sich eine kaum zu lösende Koordinationsaufgabe.

Niemand übernahm das Kommando

Sein Last-Minute-Versuch, Ordnung zu schaffen, scheiterte genauso kläglich wie jener von Captain Heimlicher. Auf dem Platz herrschte Anarchie: Spieler wurden auf Positionen eingesetzt, die ihnen offensichtlich nicht behagten, Spieler verliessen ihre vorgesehenen Stellen und rannten blindlings dem Ball hinterher, Spieler spielten Fehlpässe en masse.

Neben dem Feld war es noch schlimmer. Niemand übernahm das Kommando, weder einer der zahlreich erschienenen verletzten Energie-Spieler noch einer der Bitzius-Angehörigen, die sich zu Beginn auf der Bank wiederfanden. Und so blödelte man neben der Aussenlinie herum, statt dem Spiel zu folgen, und war infolgedessen kaum je bereit, wenn sich ein Akteur auswechseln lassen wollte.

Einzig der mangelnden Präzision des Gegners im Angriffsspiel war es zu verdanken, dass es mit einem torlosen 0:0 in die Pause ging. Die einzige gute Bitzius’ Chance hatte Kleiner vor dem Étage-Tor vergeben. Symptomatisch für diesen Abend: Der Flügelspieler hatte den Ball nicht richtig getroffen.

Versagen der «Führungsspieler»

Was schlecht war, wurde in der Halbzeitpause geradezu pitoyabel. Die gesamten zehn Minuten verstrichen, ohne dass jemand das Heft in die Hand nahm. Etliche Spieler redeten wild durcheinander, andere sassen resigniert auf der Ersatzbank, weitere zogen an ihren Zigaretten. Weder der Trainer noch der Captain noch ein anderer sogenannter Führungsspieler hielt es für nötig, eine Ansprache zu halten und dem Team ins Gewissen zu reden.

Und so kam es, wie es kommen musste: Als sich die elf 5ème-Akteure bereits wieder auf dem Spielfeld aufgestellt hatten, herrschte bei Energie Bitzius nach wie vor Chaos total. Irgendwie gelang es, wenigstens die richtige Anzahl Spieler auf den Platz zu schicken. Wer sich wo aufstellen sollte, blieb allerdings noch während geraumer Zeit unklar. Ein Beispiel: Minutenlang spielte die Energie mit zwei rechten Flügelspielern, liess jedoch das linke Couloir unbesetzt. Ein Fakt, den einer der beiden Rechtsaussen – Brunner Pipic – nach der Partie mit der treffenden Aussage kommentierte, wenigstens habe man während dieser Phase auf einer Seite Überzahl gehabt.

Wenigstens kämpferisch passabel

Bitzius war auf Volltouren damit beschäftigt, sich zu ordnen, als Étage den ersten Angriff der zweiten Halbzeit lancierte. Die harte, aber verdiente Strafe für das dümmliche Verhalten der Energie: 0:1.

Kämpferisch – dies gilt es bei aller Kritik positiv herauszustreichen – hielten die Männer in Hellblau gut dagegen; spielerisch waren sie dem limitierten, aber kompakt und solidarisch auftretenden Gegner ohnehin überlegen. Und so fiel nach rund einer Stunde zwar aus dem Nichts, aber schön herausgespielt der Ausgleichstreffer. Aushilfskraft Freddy spielte in den Lauf von Neuzugang Sam, der kaltblütig zum 1:1 einschob.

Die Ordnung der Energie blieb trotz des Erfolgserlebnisses mangelhaft. Immer wieder taten sich zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe eklatante Löcher auf. Vermissen liess es Bitzius in dieser Phase auch an Cleverness. Das Team stürmte ohne Rücksicht auf Verluste.

Wortgefechte nach Spielschluss

Zugegeben: Das Spiel hätte in den Schlussminuten auf beide Seiten kippen können. Aber es passte halt irgendwie zur Gesamtleistung der Energie an diesem Abend, dass ein schöner Weitschuss von Sam von der Querlatte ins Feld zurücksprang, während der erste vorbildlich vorgetragene Konter von 5ème Étage gleich zum Erfolg führte. Heimlicher, an diesem Abend der einzige höheren Ansprüchen genügende Energie-Spieler, agierte in der Nachspielzeit als Angreifer; nützen tat auch diese gelinde gesagt verzweifelt anmutende Massnahme nichts mehr. Schwer geschlagen ging Bitzius vom Platz.

Dass sich einige Spieler danach auf der Ersatzbank wüste Wortgefechte lieferten und sich dabei auch respektlos gegenüber Trainer Kleiner zeigten – obwohl er nach Meinung des Verfassers der bemitleidenswerteste Mann des Abends war –, war zwar unschön. Die Szenen zeigten aber immerhin, dass Bitzius lebt.

Wegweisendes letztes Spiel

Was es jetzt braucht, ist konzentrierte Arbeit während der beiden anstehenden Trainingseinheiten – und dann vor allem eine Parforceleistung in der einzigen verbleibenden Partie dieser Vorrunde. Mit Ausnahme der SpVgg Lokomotive hat die Energie bis anhin noch gegen keine Mannschaft gespielt, die um die vordersten drei, vier Tabellenränge spielt.

Daher sei die Prognose gewagt: Verliert Bitzius am 28. Oktober auch gegen Deportivo Gordo Cojones – erfahrungsgemäss genauso ein Konkurrent im Abstiegskampf wie 5ème Étage –, kann das Team sein Ticket nach unten buchen. Dann schaut es endgültig zappenduster aus.


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